- Mitgliederbericht - 

Auronzo di Cadore

Von vielen als die härteste Weltmeisterschaft aller Zeiten beschrieben wurde auch ich nach meiner Vorbelastung am Freitag relativ nervös, denn der erste Berg war so steil, dass mein Vorderrad immer wieder drohte abzuheben. Der Puls stieg und da ich nicht gerade die leichteste Übersetzung drauf hatte kostete mich jeder tritt viel Kraft. Aber das konnte man so schnell jetzt auch nicht mehr ändern. Also muss ich da morgen wohl durch und hoffe einfach, dass die nächsten Berge nicht steiler sind und ich keine Krämpfe dadurch bekomme, denn es wird für mich die erste MTB Fahrt mit dieser Distanz und 3400hm bin ich auch noch nie an einem Tag gefahren.
Nach einer unruhigen Nacht ging dann irgendwann der Wecker und ich zwang mich was zu essen, denn bis zur nächsten richtigen Mahlzeit könnte es noch was dauern. Mir war relativ übel. Also Deutschlandtrikot an und los!
Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Nach dem Start der Männer fuhr ich mich noch flott warm und dann ging's schon in die Startbox. Die Sonne kam raus und die Bedingungen schienen gut zu sein. Wir wurden alle nacheinander aufgerufen und dann ertönte auch schon die Startmusik. Das Herz klopfte und die Spannung stieg. Hier Stand ich nun sichtlich nervös unter den Weltbesten Mountainbikern. Für mich gilt es jetzt: Mitfahren, Spaß haben, Materialschonend fahren und irgendwie (vllt.nicht als letzte ;) ) ankommen. Der Startschuss viel und es ging recht schnell los. Ich muss sagen meine Startphase war sehr gut. Nach der ersten Schleife führte ich die zweite Spitzengruppe an und versuchte meinen Puls wieder in die Norm zu bringen, denn es ging recht schnell in den ersten (im Schnitt 17%) steilen Anstieg. Für mich lautet nun das Motto: ,,schön langsam hoch fahren, nicht überheizen, Beine schonen, Puls konstant halten, denn es gilt noch einige weitere Anstiege zu bewältigen.“ Nach 45min war ich dann endlich erst mal oben und durchaus gut in der Lage weiterzufahren. Die Abfahrt forderte ein wenig Konzentration, denn man musste zwischen dem Geröll konstant die Spur halten. Auch die Bremsen hatten einiges zu tun. Unten wartete Jan dann schon mit der Flasche :) bevor es dann wieder rauf in Berg zwei ging. Nicht ganz so lang aber ähnlich steil schaffte ich auch diesen und konnte Jan an VP2 wieder begrüßen. Bei VP3 erwarteten mich dann meine Eltern mit Monika und Helmut schon sehnsüchtig.
Noch guter Dinge nahm ich dankend die Flasche und es ging weiter.
Nach 21km hatte ich schon 1000hm auf dem Tacho.Dennoch nehmen die berge kein Ende und bei VP4feuern mich wieder alle an. Jan will dass ich was esse.ich beiße in eine Banane.Von allem anderen wird mir wohl eher übel. Die Landschaft wird immer schöner, aber die Strecke auch schwieriger und zäher. Bei VP5 komm ich so langsam an meine Grenzen, denn ich bin so lange Zeiten auf dem Rad einfach nicht gewohnt und weiß, dass es noch lange nicht zu Ende ist. Noch zwei längere Anstiege habe ich vor mir. Ich weiß, dass so viele zu Hause an mich denken und möchte keinen enttäuschen. Jan sagte mir das schon viele Damen abgebrochen haben aus unterschiedlichsten Gründen. Aber genau das möchte ich eigentlich nicht. Also holte ich mir noch einen Energiekuss ab und fuhr weiter. Es war paradiesisch schön und echt edyllisch und witzig mit den Kühen mitten auf den Trails. Doch dann erschlug es mich doch. Das Hinweis Schild sagte nun 5km hoch und 550hm am Stück. Ich fuhr an, aber irgendwie kam ich nicht richtig in tritt. Die Höhenluft machte sich dann doch so richtig bemerkbar, denn es ging auf 2500m hoch. Ein langer Anstieg Stand mir bevor. Ich schaffte aber auch diesen. Langsam, aber immerhin. Dafür wurde ich oben mit einem fantastischen Trail belohnt. Leider sprang mir in der ganzen Zeit noch zwei mal die Kette ab und unten gab es dazu noch ein klackerndes Geräusch. Na Bravo! War's das nun? Muss ich aufhören? Bald müsste die nächste Verpflegung kommen. Jan kam mir bereits entgegen, da ich verhältnismäßig lange gebraucht habe und schon alle auf mich warteten und dachten ich hätte aufgegeben. Ein bisschen Spannung muss ja sein ;). Aber so schnell geb ich nicht auf!
Jan bekam mein technisches Problem dann schnell in den Griff und ich konnte nach kurzer Stärkung weiter fahren. 2/3der hm waren nun geschafft und ich wusste ab km 60 wird es einfacher. Ein Berg war allerdings jetzt dicht vorraus und der war nochmal extra steil. Zum Glück waren viele Wanderer unterwegs, die mich motivierten nicht abzusteigen und so kam ich heilfroh bei VP7 an. Mir tat alles weh. Beine von den Anstiegen und die Arme von den Abfahrten. Es sind noch 20km bis zum Ziel! Die schaffe ich jetzt auch noch. Und wie! Kurz hinter der Verpflegung kam noch eine Deutsche Frau an mir vorbei, die wohl vorher irgendeinen defekt hatte, was ich aber nicht wusste. Ich versuchte an ihr dran zu bleiben. Sie riss mich aus meinem Rhythmus und gab ganz schön Gas. Ich biss die Zähne zusammen und zündete meinen Turbodiesel! Wir kämpften beide alleine gegen den Wind und ich hielt immer Sichtkontakt. Ein kurzer Trail und Mist! FAHFEHLER! Sie war weg. Trotzdem gab ich nicht auf und fuhr mit Turbo weiter. Ich wusste dass noch ein Anstieg kommt. Wie ich den schaffen soll keine Ahnung. Man nennt ihn auch: Die Wand!. Ich fuhr an und da sah ich sie wieder. Sie schob und ich eigentlich auch. Aber ich entschied zu kämpfen und ging wieder aufs Rad. Gleichzeitig waren wir dann oben. Sie war kurz vor mir und ich fuhr direkt an ihrem Hinterrad in den Trail. Jetzt waren es noch 700m bis zum Ziel. Ich entschloss mich für den fight und startete das Sprintduell. Aus dem Trail heraus fuhr ich an ihr vorbei. Die letzten 500m gingen leicht bergauf. Sie war mir dicht auf den Fersen. Ich schaute erst ganz am Ende zurück und sah, dass ich es geschafft habe. Erleichtert und überglücklich fuhr ich durch das Ziel, wo mich alle so sehr erwarteten. Es war ein tolles Gefühl.Ich habe es geschafft. Etwas, was ich noch nie zuvor geschafft habe. Danke an alle die an mich glaubt haben und Daumen gedrückt haben und Kerzen angezündet haben.Ohne euch weiß ich nicht wie es ausgegangen wäre.

DANKE